Freitag, 7. September 2007

Addio, Luciano.

Gestern war ich nach langer Zeit wieder einmal in der Oper. Auf der Bühne, wo ich praktisch meine gesamte Studienzeit statierend verbracht habe. Es ist ein feiner Unterschied zwischen Statieren und Studieren; mein Enthusiasmus für Ersteres erklärt vermutlich, warum ich es nie zu einem akademischen Titel gebracht habe.
Zentrales Thema war, wen wundert es, der Verlust von Luciano Pavarotti. Die Philharmoniker spielten vor dem Beginn der Vorstellung die Maurerische Trauermusik - wunderschön, ehrlich - und danach gab es Carmen. War ein seltsamer Kontrast.
Ich weiß noch, dass ich mich während der ersten "Bohéme", in der ich auf der Bühne rumwuselte, komplett im Haus verirrt habe. Das ist kein Wunder, die Staatsoper ist ein Labyrinth und mein Orientierungssinn ein Trauerspiel. Jedenfalls landete ich während meiner Suche nach den Statistengarderoben irgendwann auf dem Damensologang, den gerade Pavarotti entlangschlenderte, umschwirrt von seinem mindestens zehnköpfigen Gefolge. Pavarotti! Persönlich! Die letzten Reste klaren Denkvermögens verabschiedeten sich umgehend, ich machte kehrt und wäre beinahe auf die Bühne gelaufen, mitten im dritten Akt.
Pavarotti grinste, sagte "Ah, bambina" - und dann etwas sehr Schnelles, sehr Italienisches und offenbar sehr Amüsantes, den Gesichtern seiner Begleiter nach zu schließen. Bambina (damals erst 18) errötete heftig und verflüchtigte sich irgendwohin, um einige Zeit später von mitfühlenden Statistenkollegen aufgespürt und zurück auf den rechten Weg gebracht zu werden.
Später gab es noch ein paar Vorstellungen, die ich ihn aus unmittelbarer Nähe habe singen hören - da war ich schon "cooler", was persönliche Begegnungen mit Operngrößen betraf, dafür bestand ich nur noch aus Ohren. Hach, war das schön.

Weil man Emotionen am besten singen sollte: Daran muss ich immer wieder denken. Und daran.
Addio, Luciano.

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